Selbsterkenntnis und Eigensinn


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Glaubenssätze

2 Glaubenssätze?



  • "Nur ich bin für mich verantwortlich!"
  • "Jeder tut zu jederzeit sein Bestes für sich - unter Berücksichtigung der Informationen, die er hat, und der Regeln, die er zu deren Auswertung kennt. Und er verdient nicht, deswegen von irgendwem zurückgestoßen oder beschuldigt zu werden. Von niemand, auch nicht von sich selbst!"
  • "Der Geist schafft sich den Körper; ich bin das Geschöpf meiner Schöpfung. Ich bin von mir autorisiert zum Autor des Drehbuchs meines Lebens. Ich bin dessen Regisseur und dessen Hauptdarsteller und dessen wichtigstes Publikum!"
  • "Ich liebe und akzeptiere mich, so, wie ich bin!"


Ich glaube, dass jeder Mensch nicht nur in seinen Fingerabdrücken einzigartig für die Welt aussieht sondern insgesamt absolut einzigartig ist und absolut einzigartig in die Welt hineinsieht. Absolut einzigartig, wie er sich als Körper und Geist gestaltet, absolut einzigartig in seinem Lebensentwurf. Ich glaube, dass jeder Mensch absolut selbstverantwortlich ist und zugleich absolut gleichwertig zu allen Menschen ist in seiner Würde als Mensch - in der ganzen Skala vom Heiligen bis zum Mörder. Und zugleich glaube ich, dass Menschen sich eher ähnlich sind als unähnlich.

Das sind meine Amication-Kernsätze. Einige von meinen wesentlichen Glaubenssätzen, die seit mehr als dreißig Jahren die Schaufenster meines Modells beleuchten, meines Gebäudes aus Glaubenssätzen, Denkregeln und Handlungsanweisungen für mein Leben. Ich erzähle hier von ein paar Stützen und Trägern in dem Gebäude, von ein paar Wänden und Decken und daraus gebildeten Zimmern, die ich bewohne.

Zum Erzählen bediene ich mich vieler Bilder, z.B. auch einiger der aus dem PATHWORK von Eva Pierrakos sowie der ARS REGIA von Siegfried Hermerding, ausgeschmückt mit Bildern von H. v. Foerster, Byron Katie, A. Gruen und vielen anderen.

Warum nehme ich gerade Bilder aus diesen Modellen? Nicht, weil sie mir als die Besten erscheinen von denen, die ich kenne. Ich nehme diese, weil sie so typisch sind für viele landläufige Modelle, weil sie mir ausreichend gut und schlüssig scheinen, weil sie mir Möglichkeiten bieten, sie alle miteinander zu verbinden und noch mit ein paar anderen, weil alle diese Modelle um ein und dasselbe kreisen, weil dieser Text ursprünglich entstanden ist aus einer mail an die Liste amication des Freundschaft mit Kindern-Förderkreis, wo es um die Bearbeitung von Kindheitsverwirrungen ging, während ich gleichzeitig Manuskripte von Siegfried Hermerding zu deren Veröffentlichung in den ARS-REGIA-Nachrichten formatierte und Teilnehmer einer Pfad-Gruppe war.

Also alles praktische Gründe, keine des Besser oder Schlechter. Keine Bewertung, keine Beurteilung, nur der Versuch von Beschreibung. Nur ein Spiel mit Bildern in Worten, eben nur: Modelle.

Alle diese Modelle kreisen um ein und dasselbe: Wie werde ich frei und komme dahin, ein zufriedenes Leben zu führen? Wie komme ich zum Frieden? Was finde ich an Hindernissen am Wege dahin. Wie löse ich die auf? Wie kann ich die äußeren Hilfskonstruktionen erkennen und auflösen und zurück zu meiner inneren Kraft finden? Da gibt es zahllose Möglichkeiten. Und ich habe hier ein paar typische miteinander verbunden. "Alles, was du jemand anderem sagst, ist, damit du es hörst. Wer hört nicht zu?"

Ich bewohne dieses Gebäude aus Glaubenssätzen. Ich weiß, Glaubenssätze sind Glaubenssätze und nicht "die Realität"; es sind meine Entscheidungen über Ansichten, von Heil, von Ego, Dualität, Nondualität, alles Gedankengebäude. Ich wohne darin, warm, bequem. Und wenn es nicht mehr passt, dann ziehe ich um. Oder reiße den Schuppen ab und baue neu, an anderem Ort, mit anderem Material, anderem Grundriss. Jedenfalls ist das mein Haus und nicht ich dessen Auslegeware.

Gläubige Menschen erschrecke ich mit solcher Haltung. Sie wissen sich in einer festen Ordnung, die sie in ihrem Heiligen Buch als die Vorschriften ihres Gottes über richtiges und falsches Leben jederzeit nachlesen können. Das erlebe ich als Parallele zu einer Art Stockholm-Syndrom*. Was ist in deren Leben passiert, dass sie sich so sehr von ihrer Selbstverantwortung abtrennen wollten?

Mich macht es gelegentlich wütend, wenn ich Menschen treffe, die sich wohl auch aus ihrem Glauben definieren, aber dann, an der Tür ihres Glaubensgebäudes ihre Selbstverantwortung ablegen. Sie machen mir den Eindruck, dass sie in ihrem Glaubensgebäude passiv werden, sich wie als Auslegeware betrachten, wie ein Teppich, stumm, passiv. Vielleicht ist dieser Stress gar nicht "wütend". Eher bin ich hilflos, traurig, verwirrt, dass so kluge Menschen sich zur Auslegeware erklären, sich zum Objekt einer Lehre machen, nur weil sie mal so ein schönes, großes Haus betreten haben, ihre Religion, ihre Philosophie, und sich darin wohlfühlen. Es ist deren Angelegenheit. Und auch meine: Ich will Schönheit und Ordnung in meinem Universum. Ich will lebendige Menschen in meinem Universum finden, keine Auslegeware, keine Menschen, die sich hinter Konzepten verschwinden lassen und seien die noch so schlüssig und schön, wie "Ichlosigkeit", "Nondualität", "Nächstenliebe"!

Vielleicht komme ich dem jetzt näher. Meine Eltern fallen mir ein. Eines der eindrucksvollsten Erlebnisse bei meinen ersten Sitzungen zu frühen Situationen auf dem Wickeltisch war "Ich habe was falsch gemacht, denn ich wollte unter Menschen geboren werden, aber bin unter die Roboter geraten", meine Mutter als Roboter.

Inzwischen kann ich wahrnehmen und fühlen, dass sie ihr Bestes für mich auf ihre Art gegeben und getan hat, so wie sie es damals wusste. Ich bin ihr dankbar dafür, denn sie hat mich geboren, denn ich wäre nicht der, der ich heute bin - und ich kann meine und ihre Liebe zwischen uns fühlen. Nur, diese Menschen waren überzeugt von ihrer Verpflichtung zu Erziehung, zu gesellschaftlichen Regeln, zu Konzepten der Herrschaft und der Selbstbeherrschung und sie sahen gute Gründe, ihre Menschlichkeit hinter solchen Fassaden zu verbergen. Ich brauchte vierzig Jahre, bis ich auf die Idee kam, das zu hinterfragen, solange, bis ich meine Ansichten und Gefühle über sie und ihre Konzepte zu untersuchen anfing. Welche Verschwendung an Leben! Welche Sprachlosigkeit! Konnten wir nicht sprechen oder wollten wir das nicht oder glaubten wir, das geht nicht? Es gibt auch sehr schmerzhafte, ja zerstörerische Glaubenssätze.

Dabei kann es so einfach sein, wenn ich nur diese vier Sätze vom Anfang dieses Kapitels stets im Bewusstsein wach behalte, sagen sie doch eigentlich alle dasselbe, wenn auch aus verschiedenen Richtungen geblickt. Ich bin verantwortlich, immer. Ich bin der Autor, immer. Ich liebe und akzeptiere mich, immer. Dann kann ich nichts anderes tun als mein Bestes, immer. Dann gilt das, alle vier Sätze, für alle Wesen in dieser Quantenwelt, immer. Und das will ich in meiner achtsamen Gewahrsamkeit tragen, immer.



* Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert. Es bestehen erkennbare Parallelen des Stockholm-Syndroms zur Eltern-Kind-Entfremdung. Hierbei handelt es sich um ein Phänomen mit dem Verlust eines Elternteils, nachdem sich die Eltern getrennt haben. Kinder, die von dem entfremdenden Elternteil vollständig in Besitz genommen und instrumentalisiert werden, können diesen gleichartig verherrlichen, während das ausgegrenzte Elternteil zunehmend abgelehnt wird. <http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom> 2012-03-13




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