Selbsterkenntnis und Eigensinn


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6.1 Körper

6 Wer und was bin ich?



Am Strand voller Kiesel
bin ich Kiesel,
hart und bunt.
Am Grunde der Welle
bin ich rund.
Ich rolle und folge
der Kraft,
Hüpfender Teil der Woge
Voll Freude.
Ich folge der Quelle.
Ich frage wie sie nicht
nach dem Weg zum Meer.


Unser gängiges Modell vom Körper stammt aus der Zeit des Absolutismus: Das Gehirn sei der Herrscher, das übrige die Untertanen. "Ich denke, also bin ich". Bewußtsein, gar Geist, sei eine Funktion der zig Milliarden Prozessoren im Supercomputer Hirn. Alles sei gesteuert von biologisch vorgezeichneten chemischen und physikalischen Abläufen vor allem im Hirn. Eine triviale Maschine. Ein wenig erinnert das an den Witz vom Fernsehtechniker, der mit den elektrischen Spannungsverläufen zwischen den Transistoren des Geräts die Unterschiede zwischen Fernseh-Sendungen von ARTE und VIVA erklärt. Es ist wohl ein Teil dieser Uhrmacher-Philosophie, zurückreichend bis zu Newton im 17. Jahrhundert, die noch immer nicht genug aufgeweicht werden konnte durch die Erkenntnisse der Physik der Felder aus den letzten einhundert Jahren.

Tatsächlich gibt es das Kopfhirn
und, ziemlich abgekoppelt, das Bauchhirn. Unser zweites Hirn, nach Volumen und Funktionsweise etwa gleich, verteilt über mehrere Plexus und mit dem ersten Hirn nur über wenige sympathische und parasympathische Fasern[1] verbunden, liegt im Bauchraum und es ist weitgehend unerforscht[2]. Erst vor kurzem stellten Forscher fest, dass weitaus mehr Nervenstränge vom Bauch in das Gehirn führen als umgekehrt: 90 Prozent der Verbindungen verlaufen von unten nach oben.

Vergleichbares fand ich in der Huna-Vita-Lehre
[3]. Zellmer stellt die Huna-Vita-Lehre dar und unterscheidet zwischen Oberem, Mittlerem und Unteren Selbst. Das Obere entspricht dem Höheren (vgl. 7.10 Höheres Selbst), dem göttlichen Funken, der energetischen Wellenfunktion des Organismus. Das Mittlere meint vorwiegend den Verstand, das organisierende Großhirn. Das Untere Selbst ist der Körper, insbesondere die Intelligenz der Zellen und des Bauchhirns. Das Untere Selbst heißt bei den Kahunas Unihipili = "die Seele, die im Körper still dient".

Das Bauchhirn ist autark, es ist nach Konstruktion und Wirkungsweise identisch mit dem Großhirn (hat also dieselben Arten von Neuronen und Neurotransmitter, hat ähnliche Programme, Verhaltensmuster, Erinnerungen) und es wirkt per Neurotransmitter und Hormone auf das Großhirn und den gesamten Körper. Es macht die Empfindungen, das Fühlen, mein inneres Fühlen, stabile Innenwelt. Das Kopfhirn macht daraus die Ableitungen, Ge-Fühle, Ich, soziales Wesen, in der Außenwelt funktionierend .

Deshalb ist es so wichtig und unmittelbar hilfreich, bei jeder Weise, sich selbst sich anzunähern, z.B. in the work (vgl. 8.3 Untersuchen von Gedanken), bei jeder Frage meditativ in den Körper zu lauschen, weil ich dann mit meiner Antwort diese Instanz einbeziehe und damit zugleich dort die (andersartigen) Glaubenssätze auflösen kann. Innen wie außen, Ähnliches heilt Ähnliches. Damit wird auch völlig einleuchtend, daß nur-kognitive Ansätze wohl das Symptom verschieben können, aber meist nicht die Grundlagen auflösen. Damit ist auch klar, wieso Sucht, also Körpererinnerung, so schwer erreichbar ist. Denn das Bauchhirn ist heute nur schwer erreichbar, weil es noch so unbekannt ist. Einleuchtend auch, wieso Kranke in der Aufarbeitung von Krebs an soviel Haß herankommen: Erinnerungen des Bauchhirns!

In der Kahunalehre ist
alles Ausformung des Oberen Selbst. Im Unteren Selbst, in der Intelligenz der DNS unserer 60 Billionen Zellen, sitzt die Erinnerung bis zurück zur Ersten Zelle aus dem Kambrium. Wenn ich die im Geburtstrauma gesetzte Trennung von Körper, dem Teilchen-Bewußtsein, und Göttlichem Funken, dem Wellen-Bewußtsein, auflöse, dann sind die alten Informationen wieder präsent, meint, es kann die Verbundenheit von allem mit allem ins Mittlere Bewußtsein steigen - das nennen manche Erleuchtung - oder, es können alle Schrecken der Vorzeit reaktiviert werden. Die Welt entsteht neu im Kopf und sie ist schon immer im Körper gespeichert. Es ist meine Haltung und mein Herangehen, was sich mir im Bewußtsein realisiert - und nur da kann ich es in "Formulierungen", in Worte und Bilder für das Bewußtsein bringen -, Dunkel oder Licht. Böse Geister, das könnten erstmal meine unerlösten Körper-Gedanken sein. Meine Erwartungen von Fressen und Gefressenwerden.

Jeder Plexus steuert eine Organgruppe aus seiner Verbindung mit deren Sinnesorganen für deren äußere Umwelt
[4], hier also für die innere Umwelt des Gesamt-Organismus[5] und für die Wechselwirkungen daraus. Und es hat immer mehr den Anschein, als sei das Kopfhirn auch nur ein Plexus, der den äußeren Organismus steuert aus seiner Verbindung mit dessen Sinnesorganen für die äußere Umwelt des Organismus und für die Wechselwirkungen daraus, allerdings mit der Besonderheit, daß dieser Plexus zugleich auch den Organismus selbst und seine Verbindung mit der Umwelt abbildet, als Abbildung II. Ordnung. Und diese Abbildung II. Ordnung wird vom Gehirn auf recht geheimnisvolle Weise koordiniert zu seiner zusammenhängenden Deutung von Welt. Staunend sehe ich ein 'demokratisches', ein gleichwertiges Miteinander. Spätestens hier kann ich die Frage nach einem Verbindenden, nach dem Geist[6] nicht mehr abweisen.

Einfacher gewendet: Meine Haut ist an manchen Stellen schwielig, an anderen, unbelasteten Stellen dagegen zart. Dort ist sie blaß, hier aber bräunlich und rosig. Meine Beine sind muskulöser als andere Körperpartien. Der Blutkreislauf hat sich eingerichtet auf die Kompensation der Schwerkraft, was schmerzhaft erlebbar erst Astronauten wird nach längeren Aufenthalten im Orbit.

Der Körper ändert im ständigen Austausch mit der Umwelt die Strukturen, indem er sich und die Umwelt anpaßt auf ein Optimum zwischen höchst widersprüchlichen und wechselnden Bedingungen. Und das meistens, ohne daß ich es bewußt mitkriege. Nur bei den großen Schritten, wie Geburt, Pubertät, Sterben, erlebe ich möglicherweise das in großer Not. In der Pubertät läßt sich auch das Wirken der Veränderungen von Eigenschaften
und Gegebenheiten, Wahrheiten und Wahnheiten, gut beobachten.

Das Verwirrende daran war für mich, daß ich entsprechend unseren Traditionen glaubte, den Körper zu
haben. Ich glaubte, ich kann über ihn nachdenken und ihn damit kontrollieren. Doch genauso ließe sich aus Körpersicht feststellen: ich habe das Denkorgan Gehirn und ich kann über das Organ herrschen, was ja auch beides zu funktionieren scheint, wie Übungen im Autogenen Training oder fortgeschrittene Fakire beweisen. Solche Abtrennung, aus welcher Blickrichtung ich sie auch vornehme, kann schnell recht schmerzhaft werden - sich schmerzhaft anfühlen, macht sich da doch ein Organismus die Illusion, er könne oder er solle, z.B. des besseren Verständnisses oder einer leichteren Manipulierbarkeit wegen, sich auftrennen und eine Teilansicht von sich über die andere stellen.

Dieser Irrtum könnte entstanden sein, weil ich einem Anschein erlegen war: Denken
über Körper ist explizit, ausdrücklich; Denken im Körper ist implizit, eingewickelt. Nachdenken, zumindest das des Alltags, handelt immer in der Vergangenheit und selbst dann, wenn es sich mit Zukunft befaßt, immer in Bezug auf Vergangenheit - deswegen sagt Sprache: "nach-denken". Solches Denken bedient sich der Begriffe, ist symbolisch; die Worte mortifizieren und mumifizieren das Leben. Nur wenn ich den Strahl meiner Bewußtheit in das Eingewickelte richte, erfahre ich mich in Gegenwart, passiert gegenwärtiges Denken und damit neues Denken. Bezeichnenderweise fällt mir kein eigenes Wort dafür ein, in Abgrenzung zu 'nachdenken', nur eine Umschreibung: "Körpergewahrsein", "Bewußtheit", "Achtsamkeit". Solches Denken ist lebendig und ich wache auf aus meiner vorgestanzten Symbolwelt und stelle mich bewußt in mein pralles und buntes Leben. Es passiert in jeder Sekunde Neues: Ich in meiner Welt.

Wenn ich das übersetze in physikalische Begriffe am Beispiel des Lichts mit seiner Photonenteilchen- oder aber Wellennatur: Als Mittleres Selbst betrachte ich mich in der Teilchen-Natur, Körper. Als Unteres und Oberes Selbst erlebe ich mich, sehr ungewohnt, in der Wellenatur.

Die Wellen sind immer miteinander in Resonanz und breiten sich unbegrenzt aus. Es gibt z.B. das schöne Beispiel, vielfach belegt z.B. nach Familienaufstellungen und nach Bodytalk-Behandlungen, wonach Glaubenssätze von Eltern, auch wenn die Eltern weit entfernt sind, die ihrer Kinder beeinflussen. Wenn ein Elter in einer erfolgreichen Sitzung einen Glaubenssatz auflöst, dann verschwindet der meist auch bei den Kindern. So wird deutlich, daß diese Selbste nicht abgehobene Instanzen oder Ansprechpartner für irgendwelche Methoden sind, sondern ein Bild sind für die freifließende Energie des Organismus, die sich im Zusammenspiel von jeder Zelle mit jeder anderen manifestiert und das bis in den sozialen Organismus Familie. Pralles und buntes Leben, das sich lebt und von dem "Ich" als denkendes Bewußtsein nur ein, vielleicht unwesentlicher, Teil ist, ein Teil, das wiederum in fraktaler Ähnlichkeit
als Ganzheit zum Ganzen steht.

Dieses Bewußstsein von Körper-Sein kann auch ganz anders erfahren werden. Gabriele Goettle
[7] interviewte Barbara Duden, Professorin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover. Ihr Lehrgebiet umfaßt Kultursoziologie, Gesellschafts- und kulturhistorische Frauen- und Geschlechterforschung sowie Medizingeschichte. Sie sagte u.a. " ... Ein wichtiger Anstoß für mein Interesse an der Geschichte des Körpers war die Erkenntnis, daß die Geschichtslosigkeit der Frau damit zu tun hat, daß sie durch ihre körperliche Konstitution festgelegt ist.

Und deshalb haben wir damals, als frauenbewegte Frauen, angefangen, über Körper zu arbeiten, denn wir sagten, die Geschichte der Frauen beginnt mit ihrer Körperlichkeit. Und da aber erst mal als Ideologie von Biologie, als soziale Klassifikation. Damit hat sich beispielsweise Claudia Honneger damals ausführlich beschäftigt, mit der Medizin im 19. Jahrhundert. Ich wollte noch weiter zurückgehen, in die Zeit vor 1800, denn 1800 ist ja die große Wasserscheide, der Umbruch in die bürgerliche Gesellschaft, in die Industriegesellschaft, bei dem sich sozusagen die Tiefenschichten der Gesellschaft verändert haben. Die Wahrnehmung, die Begrifflichkeit, das Weltbild, die Objekte, alles! Und ich bin dann auf diese 'Observationes clinicae', also auf ärztliche Krankengeschichten gestoßen, die der Stadtarzt Johannes Pelargus Storch Mitte des 18. Jahrhunderts in der protestantischen Residenzstadt Eisenach verfaßt hat. Er hat Frauen aller Stände behandelt, adelige Fräuleins, Handwerkerfrauen, Ammen, Bauernmädchen, und acht Bände darüber angelegt, er hat auch Kinder und Soldaten behandelt; ich habe mich aber ausschließlich auf die Frauen konzentriert.

Anfangs war mir das, was ich da las, vollkommen unverständlich. Es schien unmöglich, das Körpererlebnis von Frauen im 18. Jahrhundert erforschbar und erfahrbar zu machen. Das war mir alles total fremd, worüber diese Frauen klagten, unklar, was sie meinten, wenn sie von Geblüt und Frucht, offenen Füßen und Kälte, von Fluß und Stockung gesprochen haben. Die Frauen klagten vor dem Medicus über ihre Herzenserschütterung, den Riß am Herzen, die Kälte der Gebärmutter, die Verstocktheit im Bauch. Das liest sich beispielsweise so oder ähnlich: 'Am 12. April 1725 kam eine sanguinisch-cholerische Frau zu mir und klagete, wes Maßen sie mit ihrem Miethmanne sich verstritten habe, er sie nicht anhören wollte, an den Armen packte und zur Tür hinausschickte. Nun klaget sie, daß sie dieses Gift seit Jahren nicht ausschütten kann und ihr deshalb Rhabarber gegeben werden soll, um es wieder loszuwerden.' Also, daß diese Frau zu ihrem Arzt kommt, und sozusagen über die geschwollene Wut klagt, die ihr seit der Unverschämtheit des Miethmannes (eines Mieters,
Anm. GG) wie ein Knoten im Bauche sitzt. Daß diese Wahrnehmung sie sowohl zum Arzt als auch zum Rhabarber führt, würde sie 100 Jahre später zum Irrenarzt führen. Die körperliche Reaktion wäre etwas Uneigentliches.

Wie haben sich in diesen Frauen soziale Klassen, Alter, Religion verkörpert? Wie Krankheit? Was macht sie mir derart fremd? Was ist es genau, was mich an der Empathie mit ihren Klagen hindert?

Ihre Wahrnehmungen von sich waren unvergleichbar mit denen, wie ich selbst mich wahrnehme. Aber ich wollte unbedingt verstehen, wovon sie eigentlich reden. Wie war die Selbstwahrnehmung ihres Innern?

Der Versuch, zu verstehen, wie Frauen sich um 1720 gefühlt haben, hat mir ein neues Gefühl für die Historizität meines eigenen körperlichen 'Selbst-Gefühls' vermittelt. Und aus dieser Distanz heraus war es möglich, die intellektuellen Einsichten in eine soziologische Analyse der technikbedingten epochalen Um- und Neudefinition des Frauenkörpers, besonders auch in der Gegenwart, zu erarbeiten
[8].

Beim Versuch herauszufinden, was das für eine Wahrnehmung des Inneren bei diesen Frauen des 18. Jahrhunderts war, habe ich akribisch mit so einer ... ich nenne es Beutelmethode gearbeitet. Also: ein Beutel fürs Zittern, Beutel fürs Blut - fürs verstockte und fürs fließende Blut -, einen für die Mischung usw. Und dann habe ich versucht, die 'Sinnknoten' dieser anderen Wahrnehmung von sich mal auszulegen. Sofort habe ich festgestellt, daß das absolutes Neuland ist, kein Mensch hat so was gemacht vorher. Weil eben der Körper und die Biologie des 19. und 20. Jahrhunderts den Anschein vermitteln, als wenn es sich hier um etwas Naturhaftes handelt. Das haben die Historikerinnen und Historiker eben auch unter der Haut. Und wenn sie auf solche Reden stießen, wie von der Frau mit der Wut über den Miethmann, dann taten sie das als 'uneigentliche Rede' ab von Leuten, die abergläubisch sind und eben noch nicht wissen, wie ihr Körper beschaffen ist. Das ist natürlich fahrlässig, denn die Frau weiß sehr wohl, daß die 'Bitterkeit der Worte' und das 'Gift', das sie 'geschluckt hat' dabei, etwas Entscheidendes mit ihr macht. Und dann habe ich versucht, diesen Körper beziehungsweise eben nicht diesen Körper - heute würde ich das Wort nicht mehr benutzen -, sondern die Somatik, ihre erlebte Somatik zu verstehen.

Was sich natürlich aufdrängte, war, daß dieses somatische Innere, in diesem Sinne, gar nicht in einem anatomischen Atlas festgelegt ist, also z.B. beim 'Herzriß' aus Liebesleid. Besonders auch beim Blut, denn das Blut, von dem sie sprechen, ist ein Stoff, den du nicht ins Labor schicken könntest. Es ist etwas Lebendiges. Selbst in der ärztlichen Fachpresse gab es diesen Unterschied und somit diese Auffassung. Einmal bezeichnete das Wort Sanguis das 'lebendige Blut', und Cruor hieß der Stoff, der ausgelassen wird beim Aderlaß und sich klumpt. Also, Sanguis läuft zwar auch aus, bei Verletzungen usw., aber solange es läuft, ist es 'lebendig'. Also, das Herz, das wissenschaftsgeschichtlich später dann ganz technisch in seinen Funktionen festgelegt wurde, ist hier noch Empfindungsecho, das auf Erfahrungen und Eindrücke reagiert.

Und auch das Blut ist ein Stoff innerer Wahrnehmung, in dem sich sehr viele Qualitäten ausdrücken. Zuerst mal ist es innerlich lebendig, es will wohin. Es ist regsam, oder es stockt. Das ist eines der wichtigsten Motive, diese Balance zwischen Regsamkeit und Stockung. Es ist die Balance zwischen Gesundheit und Krankheit und letztlich dem Tod, dem Sterben, die in Bilder der Hemmung, Verstockung und Versteinerung gekleidet wird. Und dann hat das Blut auch geschmackliche Qualitäten, das reicht vom Süßen bis zum Bitteren. Und farblich vom Dunklen bis zum Hellen. Und natürlich wird unterschieden zwischen Blut und Geblüth.

Also, sie berichten über all diese inneren Wahrnehmungen, und der Stoff dieser Wahrnehmungen ist mir zutiefst fremd, fremd deshalb, weil ich in mir kein Geblüth habe, sozusagen. Ich erkannte, durch die zunehmende Vertrautheit mit der Fremdheit dieser Selbstwahrnehmung der Frauen, daß die Wahrnehmungsgeschichte eigentlich in eine Wissenschaftsgeschichte eingebracht werden muß. Nur so können wir verstehen, daß die Wissenschaftsgeschichte uns konditioniert hat, etwas für 'wahr' zu halten, also etwas zum Stoff unserer 'Wahrnehmung' zu machen, was gar nicht 'wahrgenommen' werden kann, weil es eben objektivierende Tatsachen sind, die durch die Wissenschaftsgeschichte und durch die Popularisierung, in den 'Körper', also in das Innere, reinverlegt wurden.

Die Not ist, daß die Biologie des 19. Jahrhundert - also das, was Foucault untersucht hat als einen Effekt des klinischen Blicks - im Endeffekt bewirkt, daß wir dieses Objekt, das sie uns als unseren 'Körper' vorexerziert, für Natur, für die Natur unseres Körpers halten. Die Biologie erscheint als Natur. Aber es gibt ja keine Natur in dem Sinne, die Natur selber ist historisch. Und in dem Moment, wo man das feststellt und sich vergegenwärtigt, daß die Medizin erst im 19. Jahrhundert zu einer Instanz wurde, die epistemologisch und institutionell nun die Macht hatte, die Gesellschaft mit einem 'Körper' zu beliefern, muß man sich fragen: Was sind eigentlich die sozialen Instanzen, aus denen die körperliche Wahrnehmung entsteht?

Das führt natürlich auch zur Frage nach Schichten der Gewalt, in der Re-Definition der Person in Bezug auf ihren Körper. Ich meine, daß hier auch eine Kritik an Foucault notwendig ist, weil er nämlich, in Bezug auf die Gewaltsamkeit der Re-Definition zwar die Machthierarchien der Medizin über den Kranken ausführlich untersucht hat, er hat aber nicht verstanden, daß das, was das Leibliche tut und macht, durch eine fremde Instanz definiert wird. Das Körperliche im 17. und 18. Jahrhundert aber tat etwas, wofür es noch keine zentrale Instanz gab, die dem Menschen sagte: Das bist du! Das ist dein Körper. Den kannst du als ein Objekt zur Medizin tragen, und sie geben ihn dir zurück als ein Objekt, das du dir wieder aneignen kannst als Besitz. Ein solcher Körper war einfach unvorstellbar.

Die Somatik ist noch eingesponnen im Gewebe der Kultur, also in den sozialen Erfahrungen, in den Alltagspraktiken. Dadurch entfaltet sie sich, erwächst und ist stimmig. Wir müssen natürlich beachten, das ist die Somatik, das Körperliche in der Geschichte des Westens, das ist nicht global. Und bei uns hat die Medizin den Körper immer mehr von uns isoliert, die Organe isoliert voneinander, die Funktionen ... und es kam der Anatomische Atlas, die Physiologie als Leitwissenschaft, und es ging immer tiefer ins Gewebe, in die Zellen, in die Zellkerne usw. In eine Unterteilung in immer kleinere Einheiten. Man kann sagen, daß die Medizin also nicht einen Körper behandelt - im Wort-Sinne -, sondern einen Körper herstellt. Und das Interessante ist, daß dieser Körper, den die Medizin herstellt - Foucault würde sagen, der Körper als Effekt aus Beobachtungen, Praktiken, technischer Herstellung -, der verdankt sich nicht einer Vielzahl von Entdeckungen, sondern einer Vielzahl von Effekten dieser Beobachtungspraxis und deren Zuschreibung.

Es ist unzweifelhaft, daß da etwas auf der Strecke bleibt, daß das eine Veränderung im Selbstbewußtsein anrichtet, einen Bruch in das Innere hineingibt. Man könnte das mit dem Begriff der 'Schizo-aisthesis' fassen, also der Trennung von der sinnengeleiteten Empfindung, und zwar nicht im Kopf, sondern im Fleisch. Als Kind hast du noch gehört vom reinen Herzen, vom guten Herzen, in dem sich was regt zu Gunsten anderer, das groß sein soll usw. Dann hast du aber gelernt, daß du ein Herz verkörperst, das empfindungsunfähig ist, das nur ein Organ ist zur Umwälzung des Blutes, das einen bestimmten, meßbaren Schlag hat usw. Also, dieses anatomische Herz ist ja dumm, es erkennt nichts und tut nur seinen Dienst, bestenfalls. Also ich kann von mir selber nur sagen, daß ich eine 'herzliche Wahrnehmung' sehr wohl kenne und spüren kann, daß damit durchaus etwas Somatisches verbunden ist, wenn ich etwas im 'Herzen verspüre', ein Sehnen, ein Lieben, einen Trennungsschmerz. Also Empfindungen oder Schmerzen, die keinen Platz haben in einem anatomischen Herzen, die aber unzweifelhaft real und wahr sind.

Du kannst natürlich sagen, daß das die Tiefenschicht eines Erfahrungsstoffes ist, in dem die Umgangssprache nach wie vor ein Bild transportiert, das sofort zu uneigentlicher Rede, zu poetischer Rede wird, in dem die somatischen Anteile aber irgendwie immer noch da sind. Wesentlich ist aber der Bruch, der in unsere Wahrnehmung hineingesenkt wurde, nämlich zwischen etwas, was du wahrnehmend 'weißt' - sonst könnten wir niemanden lieb haben oder auch hassen -, und dem, was du auf der anderen Seite zu verkörpern hast, für wahr halten mußt, weil die Gültigkeit dieser Wahrheit nicht bezweifelt werden kann. So daß du eigentlich gezwungen bist, in dir zu sein und andererseits dich selber dauernd wahrzunehmen, als wenn du außer dir bist. Erfahrungen, die dieses selbst wahrnehmende Ich mal gemacht hat, sind kaum noch nachvollziehbar, wir wissen nicht mehr, wie sich das anfühlt, wenn der Körper noch nicht abgespalten ist.

Man kann sagen, das ist die große Geschichte der Entkörperung des Menschen, weil sie durch die Macht der Wissenschaft - also durch das, was die Wissenschaft ihnen als ihren Körper gegenüberstellt und zur Verinnerlichung anbietet - ihren eigenen Sinnen nicht mehr trauen können. Und es kam ja noch schlimmer, wir sprechen jetzt immer von einer Zeit, in der noch die Pathologie das Butterbrot der Medizin war, wer krank wurde, ließ seinen Körper behandeln. Und da hat die Medizin des 20. Jahrhunderts ja manches ... gut, man ist hingegangen, weil einem was fehlte. Heute gehen die Leute hin, weil sie Angst haben, es könnte ihnen zukünftig etwas passieren. Ich finde es sehr wichtig, hier klar zu machen, daß dieser Körper, den Foucault beschrieben hat in den 60er-Jahren, also der medikalisierte Körper und der dazugehörige klinische Blick, daß der seit den 70er-Jahren eigentlich verblaßt oder nur noch den Hintergrund bildet, für eine viel grundsätzlichere Erfassung: die durch ein umfassendes Gesundheitssystems.

Die Medizin ist nun als eine Instanz zuständig, und zwar ununterbrochen. Der Unterschied zwischen gesund und krank ist abgeschliffen, das Somatische interessiert nicht. Die Gesundheitswissenschaft, die ja auf Statistik basiert - statistische Epidemologie ist zur Leitwissenschaft aufgestiegen -, errechnet Krankheit. Die Medizin behandelt nicht mehr, sie sagt voraus. Du wirst nicht im Körperlichen wahrgenommen, sondern als statistischer Fall innerhalb einer statistischen Population. Sicher, diese Vorsorgeorgien sind unter der Perspektive der Gesundheitsverwaltung ökonomisch rational, für die einzelne Person aber ist das total irrational. Und es ist zutiefst beunruhigend und bedrohlich, weil die Menschen lernen sollen, daß ihnen schon was fehlt oder als 'krank' bereits angelegt ist, als Gendefekt, was sich später dann zeigen könnte. Du erfährst, du gehörst irgendeiner Gruppe an und trägst deshalb ein erhöhtes Risiko, statistisch errechnet. Und in vorauseilendem Gehorsam sollst du dieses, 'dein' Risiko, verantwortlich 'managen', um es zu minimieren. Es entsteht ein ununterbrochener schleichender Verdacht gegen dich selbst. Da wird jeder zum Hypochonder. Unkontrolliertes Wohlbefinden wirkt leichtfertig, geradezu asozial. So kommt der Wurm ans Wohlbefinden!

Also, Prävention in Bezug auf Fette, Herzkreislaufgeschichten, Osteoporose, Brust- und Prostatakarzinom usw. ist heute gängig und gesellschaftlich vollkommen akzeptiert. Interessant ist, daß es der Frauenkörper war, der als Symbol diente - oder besser gesagt, als trojanisches Pferd -, um das sozial akzeptabel zu machen. Sie haben die Notwendigkeit dieser erforderlichen Selbstverwandlung als Erste vollzogen. Die Durchsetzung des Risikobegriffs in die Praxis gesundheitlicher Vorsorge wurde an Frauen durchexerziert, in den vergangenen 30 Jahren. Zuerst in der Geburt, historisch gesehen. Mitte der 60er-Jahre schon wurde der Mutterpaß eingeführt, also etwas vollkommen Wahnsinniges! Weil die Frauen das ablehnten, hat es Geld gegeben, aber nur, wenn die Frauen das volle Programm durchliefen und das per Paß nachweisen konnten. In den 70er-Jahren kam dann die Hormonsteuerung, die Pille für die Empfängnisverhütung und dann die Hormonsteuerung im Alter.

Heute kann eine Schwangerschaft nur noch durchlaufen werden, wenn ununterbrochen Checks durchgeführt werden. 50 bis 60 Momente müssen dauernd überprüft werden, das sind die Indikatoren, die dann eine 'Normalität' herstellen. Moderne bildgebende Verfahren der Visualisierungstechnologie zeigen der Schwangeren ihr Ungeborenes, in scheinbar getreuer Abbildung, ein Kind, transformiert in eine Datenmasse, die beliebig zerlegbar ist. Wie kann sie diese Datenmasse lieb haben, erwarten, noch guter Hoffnung sein? Die Frau betrachtet es aber als ihr Kind und hat sich zur Managerin ihrer Schwangerschaft machen lassen, die mit selektierendem Blick aufs genetische Risiko achtet und es gegebenenfalls durch Abbruch vermeidet. Das ist soziale Pflicht. Und auf diese Schwangerschaft folgt dann die durchprogrammierte Geburt. Im Supermarkt der Entbindungen kann die Frau, selbstbestimmt und frei, wählen, wann sie entbindet und wie, bis hin zur Wunschsektio, zum Kaiserschnitt. Die Frau muß nicht mehr entbinden, sie darf sich als mündige, kundige Klientin fühlen, die eine technische Dienstleistung in Anspruch nimmt. Die Frauen bemerken nicht, daß sie in der Tiefe ohnmächtig wurden, wirklich 'ohn-mächtig'. Sie wurden regelrecht konditioniert, diese kontinuierliche Einsichtnahme, Kontrolle und Überwachung als ihr Bedürfnis zu empfinden.

Das ist eine schreckliche Veränderung in der Selbstwahrnehmung, und erschreckend ist auch, daß es da einen völligen historischen Widerspruch gibt zu dem, was die Frauenbewegung einmal mit Selbstbestimmung meinte. Der große Gegner war die Gynäkologie natürlich. Sich den eigenen Körper wieder anzueignen, das war es, was die Frauen sozusagen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Heute steht die Forderung, daß Frauen Selbstbestimmung und Selbstverantwortung ausüben sollen, auf den Fahnen aller Krankenkassen, Ärzte und Gesundheitsbürokraten. Es ist eine Pflicht! Damals in den 70er-Jahren hat die Frauenbewegung sich ein Recht erkämpfen wollen und das Spekulum selbst in die Hand genommen. Die Selbstuntersuchung und die Selbstsuche, das waren wichtige Schritte, und viele Frauen haben diesen Weg angetreten, du hast das ja damals kritisiert, Gabriele, auch diese ganzen gängigen Begrifflichkeiten. Im Rückblick war dieses
consciousnessracing im Grunde eine Professionalisierung für das, was in der Gesellschaft sowieso als Zumutung auf einen zukommt.

Es hat ja in den 70er-Jahren eine Veränderung auch in der Machttechnologie gegeben, es wurde nicht mehr gezwungen, sondern es ging um die Lenkung und Ausrichtung des Wollens. Die Leute haben gelernt, dadurch, daß sie sich das 'eingekörpert' haben, daß sie das wollen, was sie sollen. Das Abverlangte sollte nicht mehr als solches kenntlich sein, sondern Teil des eigenen Wollens werden. Der wichtigste Begriff der Frauenbewegung war ja Selbstbestimmung - hier jetzt speziell auf den eigenen Körper bezogen -; und heute heißt Selbstbestimmung sozusagen Selbststeuerung, die Frauen haben gelernt - und nicht nur die Frauen - sich selbst so zu steuern, daß es fürs System kompatibel ist.

Und das ist wahnsinnig beunruhigend, diese Überschneidung und die Paradoxie zwischen etwas, was wir wollen konnten - auch vernünftigerweise - und was aber zugleich auch dem in die Hände gespielt hat, was historisch im Werden war. Das beschäftigt mich immer sehr, muß ich sagen. Ja, und was wir versuchen können, ist, mit Hilfe der Geschichtswissenschaft die Amplituden des Wahrnehmbaren in der Gegenwart ein bißchen zu weiten und offen zu halten. ..." Soweit Frau Duden.

Einen ähnlichen Weg, wenn auch aus anderen Richtung kommend, schlagen der Altersforscher Paul B. Baltes und der Neuropsychologe Frank Rösler ein. Sie sind überzeugt, daß sich Biologie und Kultur nicht nur beeinflussen, sondern sogar gegenseitig erst erschaffen. Ergo muß, wer das Denkorgan verstehen will, auch dessen soziales Umfeld betrachten. "Das Gehirn selbst ist eine Konstruktion von biologischer Prädisposition und kultureller Wirklichkeit", lautet ihre Prämisse, die sie in den sperrigen Begriff des "biokulturellen Ko-Konstruktivismus" gekleidet haben.

Am besten läßt sich Baltes und Röslers Überzeugung, "daß sich die Kultur im Gehirn real und konkret wiederfindet", bisher anhand der Musik belegen. So zeigt etwa eine 2008 veröffentlichte Studie der Cornell University, wie sehr das Rhythmusgefühl kulturell geprägt ist. Osteuropäer können komplexe Rhythmen besser aufnehmen und reproduzieren als Nordamerikaner, die oft mit allem überfordert sind, was über einen Viervierteltakt hinausgeht. Als der Psychologe Erin E. Hannon jedoch das Rhythmusgefühl sieben Monate alter Kinder verglich, zeigten sich keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Europäern. Daraus schließt Hannon, daß die Entwicklung der rhythmischen Wahrnehmung von der Hörkultur abhängt. Platt ausgedrückt: Wer nur Marschmusik hört, versteht auch nur Marschmusik und kann daher nur Marschmusik produzieren.

Auch der Warnhinweis "Vorsicht, Taxifahren verändert Ihr Gehirn" ließe sich rechtfertigen. Das jahrelange Einprägen von Fahrtrouten, Einbahnstraßen und Sehenswürdigkeiten läßt den hinteren Teil des Hippocampus schwellen, wie die Londoner Neurologin Eleanor Maguire nachwies. Dieser Bereich ist zuständig für das räumliche Gedächtnis. Kein Wunder, daß er umso größer ist, je mehr Berufserfahrung ein Taxifahrer hat. Dafür verliert der vordere Teil des Hippocampus an Volumen, sodaß sich die Gesamtgröße des Gehirns nicht verändert.

Versteht man solche Erkenntnisse nicht nur als Kuriosität, belegen sie, wie jede Tätigkeit zur biologischen Anpassung des Denkorgans führt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die jeweilige Weltsicht: Während der geistige Kosmos eines Taxifahrers mehr aus räumlichen Verknüpfungen und Orientierungspunkten besteht, nimmt eine Musikerin die Welt eher als Fülle von Klängen und Rhythmen wahr; für traumatisierte Kriegsopfer wird sie zur Quelle ständig neuer Schrecken. Und dies gilt, wohlgemerkt, nicht im übertragenen, sondern im neurophysiologisch nachprüfbaren Sinne.

Der eigentliche Witz dieses Mechanismus und das ist es, worauf Rösler und Baltes mit ihrem "biokulturellen Ko-Konstruktivismus" hinauswollen, ist jedoch, daß die Wechselwirkung unendlich reziprok ist: Wer Musik besser wahrnimmt, weil er viel Musik gehört hat, macht auch bessere Musik. Wer Terror erfährt, neigt hirnphysiologisch zum Terror. Wer viel und regelmäßig seine virtuellen Viren löscht,
könnte sich gegen diese Viren, die Gedankenfehler fortschreitend schneller und leichter immunisieren.

Und eigentlich hat uns das ähnlich schon Freud erzählt, wenn auch ohne die neurophysiologischen Einzelheiten. Als vor hundert Jahren Freuds "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" erschienen, war der Skandal vorprogrammiert. Sein Blick auf das menschliche Sexualleben wurde zum Inbegriff des Schocks, der zu Recht als Signum der Moderne bezeichnet worden ist. Denn Freuds kleine Schrift führte den Nachweis, daß inmitten unserer Zivilisiertheit und kulturellen "Normalität" ein unkultiviertes, vielleicht sogar unkultivierbares Antriebs- und Verhaltenspotenzial liegt; daß zum Sexuellen die vermeintliche Abweichung von der Normalität gehört und die selbstgewisse Unterscheidung von männlich und weiblich, von hetero- und homosexueller Objektwahl so wie die Verleugnung infantiler Sexualität nichts als konformistische Beschwörungsformeln einer scheinheiligen Gesellschaft sind. Daß menschliche Sexualität nichts "Biologisches", nichts nach irgendeinem Schöpfungsplan oder einer physiologischen Blaupause Feststehendes und Programmiertes ist, sondern etwas, was jedem Einzelnen sozial eingeschrieben wird.

Diese Idee, daß es nichts Feststehendes gibt, daß sehr vieles verlernbar, umlernbar, neulernbar sein könnte, hat mich schon früh fasziniert. Doch ich hatte auch den Eindruck, daß das nicht allein im Kopf stattfindet. Im Laufe der Jahre habe ich mir einige Techniken angeeignet, die mir ein gute Körperwahrnehmung ermöglichen. Ich kann mich und andere Menschen, wenn sie sich krank fühlen, effektiv unterstützen, in dem 'kranken' Bereich ihres Körpers die alten Drachen, Erinnerungen oder Erlebnisse und das 'Gift', das sie 'geschluckt haben', die sozialen Bedingungen wiederzuerkennen. Dann können sie das als ihre eigene Kraft dort lösen und in ihr Herz nehmen. Sie können sich das nicht aneignen als Besitz, sondern können es nun wahrnehmen als ihr veränderbares Sein. Jedoch diese historische Sicht zeigte mir auch, daß ich hier meist mich in meinen Bedingungen einschränke, weiter als der gelernte Ingenieur hantiere. Wieviel gibt es noch zu entdecken! Wie groß ist mein Unwissen II. Ordnung!


  • [1] Parasympathikus und Sympathikus bilden die beiden Anteile des vegetativen Nervensystems. Wird der Sympathikus erregt, kommt es zum Blutdruckanstieg, zu beschleunigtem Herzschlag und beschleunigter Atmung sowie zur Erweiterung der Pupillen, zur Aufrichtung der Körperhaare, zur Steigerung der Schweißproduktion sowie zur Hemmung der Darmbewegung und zur Sekretion innerer Drüsen - alles Vorbereitungen zum Kämpfen oder Flüchten. Der Parasympathikus hat folgende Funktionen: Herabsetzung des Herzschlags, Pupillenverengung, Förderung der Magen- und Darmbewegung, Zusammenziehen der Bronchien, Auslösen der Erektion, Blutgefäßerweiterung, Hemmung der Schweißproduktion.
  • [2] Michael Gershon: "Der kluge Bauch - Die Entdeckung des zweiten Gehirns"; München, 2001
  • [3] Ekkehard Zellmer: "Der Seelenflüsterer"; Friedberg, 2004
  • [4] Für den Verdauungstrakt ist das die einverleibte äußere Umwelt in dem nach vorn und hinten zur äußeren Umwelt offenen Darmrohr.
  • [5] Für den Verdauungstrakt sind das die unmittelbar (z.B. Bauchspeicheldrüse, Leber) und mittelbar (z.B. Niere, Kreislauf) verbundenen Organe.
  • [6] John Eccles/Hans Zeier: "Gehirn und Geist", Frankfurt, 1984
  • [7] taz Nr. 7831 vom 28.11.2005, Seite 15-16, GABRIELE GOETTLE " Vom Schwinden der Sinne - Besuch bei der Körperhistorikerin Barbara Duden"; http://www.taz.de/pt/2005/11/28/a0201.nf/text
  • [8] Veröffentlichungen u. a.: "Geschichte unter der Haut. Ein Eisenacher Arzt und seine Patienten um 1730", Stuttgart 1987 u. 1991; "Anatomie der Guten Hoffnung. Zur Bildgeschichte des Ungeborenen". Ffm., 2003.



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