Selbsterkenntnis und Eigensinn


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7.9 Geist - Selbst

7 Wo und was ist Ich?


Geist - Seele? Der Kongitivismus kann damit nichts anfangen in seinen Hypothesen von Symbole verarbeitenden Systemen. "Ich", das sind dann nur sekundenhaft aufblitzende Spuren von Bewusstsein. Geist und Seele sind für Neurologen auch nur Wörter für etwas Bewustseinsmäßiges, für eine noch nicht näher erforschbare Gehirnaktivität, ein "Homunkulus". Für die Psychologie ist "Psyche" überwiegend ein leeres Wort für eine Art Black Box oder für biologisch zu untersuchende Erscheinungen im Verhalten von Menschen. In der buddhistischen Lehre gibt es kein Ich, nur als Anhaftung an Illusionen. Auch die monotheistischen Religionen unserer Himmelsgegend reden zwar viel über Geist und Seele und wie "Ich" mich dazu zu verhalten hätte. Aber so richtig klar wurde ich damit auch nie. Doch es stehen ganze Bibliotheken voll von Büchern darüber. Also ist es wohl seit Urzeiten ein ganz besonderes, ein menschliches Bedürfnis, sich darüber klar zu werden.

Natürlich habe auch ich dieses Bedürfnis. Wo man wenig wissen kann, wird man viel glauben; und gerade die, die von sich behaupten, nichts zu glauben, die zeigen sich als hinterrücks besonders hartnäckig Glaubende, was uns die Wissenschaftler sehr schön demonstrieren, die ihre A-Priori-Sätze nicht hinterfragen. Was glaube ich? Mir ist meistens die jüngst genossene Quelle die nährendste. Heute ist das das Modell, das Varda Hasselmann vorstellt
[1].

Für mein Bild von Seele-Geist-Psyche hilft mir das 12-dimensionale Weltmodell von Burkhard Heim, der die 4 alltäglichen Dimensionen (b/h/l/t) der Raumzeit (auf die sich exakte Wissenschaft beschränken möchte!) umfasst von 2 Dimensionen Organisation, 2 Dimensionen Information und die wiederum umfasst von 4 transzendenten Dimensionen, die unserer Vorstellungskraft entzogen sind. Festzuhalten ist: Die ersten 6 Dimensionen erweisen sich als physische, physikalische Dimensionen, die zweiten 6 Dimensionen erweisen sich als immaterielle, informatorische Dimensionen. Hypothesen der Astrophysik besagen, dass die Gesamtmasse des Universums nur zu ca. 4% aus der uns geläufigen Materie und Energie besteht; der "Rest" ist 23% sogenannte "dunkle Materie" und dazu sogenannte, noch völlig unbekante "dunkle Energie".

Nun bin ich weit entfernt davon, Physik, gar Quantenphysik oder etwa gar die ganz eigene Mathematik Heims verstehen zu wollen. Diese Gedankengebäude haben für mich gemein mit den Gebäuden der Theologie, dass ich mich allein daran erfreue, wenn ich etwas
über diese kühnen Konstruktionen lese. Halbwissen über Physik zu lesen hat zudem für mich den Bonus, dass das nicht so sehr den Geruch von Esoterik hat, was wohl auch eine Illusion ist.

Also, was ist mein Bild von Seele-Geist-Psyche? Seele ist der überdauernde Aspekt eines Wesens, ein Wellenknoten, ein Feld aus dem zweiten Bereich der Dimensionen, den immateriell-informatorischen. Ihr Hauptmerkmal ist Neugier als Ausdruck von Liebe, von Ausdehnung in neue Erfahrungen über viele Inkarnationen. Alles Weitere ist angesiedelt in den physisch-physikalischen Dimensionen. Die Psyche ist ein nicht-materielles Organ des Körpers, das sich erst in Kindheit und Jugend eines Wesens herausbildet. Ihr Hauptmerkmal ist Angst, Ausdruck von Zusammenziehung zum Schutz vor Erfahrungen. Geist steht verbindend zwischen Seele und Psyche und zwischen Psyche und Körper sowie verbindend zwischen diesem Wesen und allen anderen Wesen. Geist ist ein nicht-materielles Organ des Körpers dieses Wesens und zugleich der Körper aller Wesen, ein Dahinter. Und "Ich", das ist das alles, je wie es sich mir abbildet, gelegentlich aufscheinend im Bewusstsein.

Ich rede immer von 'ich'. Das sollte ich besser verdeutlichen und unterscheiden. Allerdings, so wie 'Körper', 'Geist', 'Seele' nur Etiketten für 'ich' sind, geklebt auf verschiedene Ansichten eines Modells von ein und demselben Organismus, sind die folgenden Unterscheidungen auch nur Etiketten für 'ich', geklebt auf verschiedene Ansichten eines anderen Modells (und ich werde das immer kursiv schreiben, um zu erinnern: es sind Modell-Ansichten, also attribuierte Gegebenheiten, nicht 'objektive' Eigenschaften). Diesmal heißen diese Etiketten
Maske, Niederes Selbst, Höheres Selbst, Inneres Kind. Sie kommen aus der Pfadarbeit.

Dieses
Nieder und Höher sollte nicht verwechselt werden mit psychologischen oder theologischen Begrifflichkeiten. Auch die Ähnlichkeit mit dem 'wahren' und dem 'falschen' Selbst in der Theorie der Gestalttherapie ist nur scheinbar. Dort geht es um die Schließung des Gestaltkreises im Kontakt, der dem einen Selbst gelingt und dem anderen nicht. Zwar war die christliche Sichtweise von Eva Pierrakos im Pfad wohl beabsichtigt, aber hier möchte ich die ausdrücklich beiseite lassen.

Mit dem, was die Christen als ihren dreifaltigen Gott beschreiben, kann ich nichts anfangen. Solche Personalisierung kommt mir eher vor als Profanisierung des Schöpfergeistes meines Universums. Dennoch benutze ich Wörter wie 'Gott', 'göttlich', um meine Bewußtheit von Angebundensein in das universale Ganze anzudeuten, wie es die Chinesen mit dem Begriff 'Tao' versucht haben. Es reicht mir, dies
Höher als Bewußtheit von der Verbindung alles Lebendigen, als mein Leben in der Verbindung mit allem Leben um mich herum zu verstehen und das Nieder als meinen Versuch einer kreativen Abtrennung davon.

Leben findet in offenen Systemen statt. Und so ist das
Höhere Selbst offen als das Leben. Geschlossene System sind maschinenhaft, unlebendig und so versucht es das Niedere Selbst. Der Jungianischen Begriff Schatten ist dort ein Archetypus, der zum Göttlichen hinzieht, indem er die sichtbare Vorderseite mit dem Ganzen vereinigen will. Das Niedere Selbst erscheint wie die erkaltete, starre Kruste auf der flüssigen Glut von Lava. Diese Glut ist der Schatten, der so unmittelbar mit dem Höheren Selbst verbinden kann. Wenn ich mich an Schatten-Arbeit mache, konfrontiere ich mich auch mit dem Niederen Selbst von Gesellschaft und Welt, was ich oben im Anfang mit 'Traditionen' umschrieben hatte.

Noch mal,
Höheres Selbst und Niederes Selbst sind Begriffe eines Modells, nicht der handelnde Organismus selber. Im Höheren Selbst bin ich mit meinem Leben verbunden, von wo meine Kraft kommt. Im Niederen Selbst habe ich diese Kraft zur Form, zum Gedanken, zum Glaubenssatz verfestigt und in der Auseinandersetzung damit kann die darin gebundene Kraft wieder frei werden. Insofern ist das Niedere Selbst eine meiner kreativen Möglichkeiten.

Was Pfadarbeit hier
Höheres Selbst nennt, heißt in ARS REGIA die Lichtseele. Ich benutze einen Vergleich aus der Technik: Das Höhere Selbst spielt sich ab im Bereich der hohen Frequenzen; zu der Wortfamilie gehören im weitesten Sinne 'Obere Welt der Nichtalltäglichen Wirklichkeit', 'Engelwelten', 'himmlisch', 'Licht'.

Was Pfadarbeit hier
Niederes Selbst nennt, heißt in ARS REGIA Dunkelseele oder in der Jungianischen Psychologie, ganz anders gewendet, Schatten. Es sind für mich unterschiedliche Begriffe für unterschiedliche Sichten von Modellen auf ähnliche Inhalte. Das Niedere Selbst deutet auf niedrigere Frequenzen, auf die Wortfamilie 'materielle Welt', 'irdisch', 'Dunkelwelten'.

Maske deutet auf den Bereich 'Alltägliche Wirklichkeit', 'Wahnsinn der Normalität'[2].

'Höher', 'nieder' sind keine Wertungen im Sinne von 'besser', 'schlechter', etwa aus ethischer, moralischer oder sozialer Sicht, sondern meint 'nieder' aus der Sicht von 'oben', 'höher' aus der Sicht von 'unten' - Astronauten in der Schwerelosigkeit, Menschensicht. Es sind keine Schulnoten oder Klassenzugehörigkeiten oder Entwicklungsstufen. Das geht nicht, es handelt sich ja nur um verschiedene Ansichten, künstliche, des Verständnisses wegen konstruierte Blickwinkel auf das leibhaftige Wellenpaket, auf einen untrennbar einzigen Organismus, auf Leistungen, Seinsweisen dieses Organismus unter verschiedenen Bedingungen, unter verschiedenen Aspekten von Umwelt. Immer, Dank an meine Tochter und die Quantenphysik, im Einklang mit Allem!

Durch die quantenphysikalischen Denkmodelle wissen wir von den zwei Zustandsformen, Welle oder Teilchen. Übertrage ich das auf mich, diesen Schreiber, finde ich mich, bin ich in einer doppelten Natur, der den Teilchen zugehörigen, also der am Leib haftenden sowie der den Wellen zugehörigen, die wir in unserem Kulturkreis nicht so einfach formulieren können.

Für den Körper ist alles
Jetzt. Jeder Gedanke, der ein Gefühl auslöst, nämlich etwas aus seiner Latenz von Spannung herauslöst in die Aktualität von Körperspannung, bekommt dies vom Körper durch dessen propriozeptiven Sinneszellen rückgemeldet. Die Propriozeptoren sind sensorische Rezeptoren für die Tiefensensibilität, die Informationen über Muskelspannung, Muskellänge und die Stellung des Körpers im Raum zum Kleinhirn weiterleiten. Zusätzlich gibt es akustischen Rezeptoren, die durch Kommandos angesprochen werden, optische Rezeptoren, die durch sehen angesprochen werden, taktile Rezeptoren, die durch Berührung angesprochen werden und Rezeptoren in den Muskelspindeln, die durch Zug angesprochen werden. Der Verstand denkt dann den Gedanken mit und in diesem so aktualisierten Körperempfinden. Der Körper scheint damit die "Richtigkeit" des Gedankens zu bestätigen. So wird aus einem gedachten Urteil ein körperlicher Zustand mit all seinen stressigen Folgen. Der Gedanke hat scheinbar Macht über den Körper, denn wir erleben, das Körperempfinden läßt sich mit dem Gedanken verbinden.

Meine den Wellen zugehörige Natur umschreibe ich mit Geist oder Seele; die Alten benannten das Pneuma, Ruach und mit vielen anderen Ausdrücken. Die Tibeter, die sich seit 1300 Jahren mit der Erforschung der geistigen Welt befassen, haben über 20 Begriffe für dieses "Seele/Geist". Bei schamanischen Reisen kann ich die Nichtalltägliche Wirklichkeit erleben, kann darin handeln und anschließend in der Alltäglichen Wirklichkeit die Folgen dieses Handelns betrachten. Die Physiker Bohm und Heim liefern vieldimensionale Modelle, schlüssig zu berechnen und mit konkreten technischen Anwendungen. Burkhard Heim zeigt, wie auf die 4 alltäglichen Dimensionen (b/h/l/t) der Raumzeit die nächsten Dimensionen X5 + X6 mit Information und X7 + X8 mit Organisation einwirken. Die darüber folgenden Dimensionen X9 bis X12 sind unserer Vorstellung und Rechenhaftigkeit entzogen. Da darf dann Glauben einspringen.

Für diese Wellenwelt ist ebenso wie für die Leibwelt alles
Jetzt. Ein Gedanke hat aber hier anscheinend die entgegengesetzte Wirkung wie im Körper - er trennt sich aus dem Jetzt heraus und damit auch sein Erleben des Körper, mit dem er propriozeptiv verbunden ist. Und auch dafür haben wir ein sicheres, wenn auch unbewußtes Sensorium. Daher erfinden die Menschen immer wieder und immer neu große Glaubensgebäude um darin Zuflucht zu suchen vor diesem Empfinden von Getrenntsein. Religionen systematisieren das und landen, weil aus Trennung entstanden deshalb zwangsläufig, stets in unterdrückerischer Organisation.

Da diese Etiketten
Maske, Niederes Selbst, Höheres Selbst, Inneres Kind aus der christlich grundierten Pfadarbeit kommen, fehlt darin der Anteil des Körpers und der Sinn, den er darein bringt. Viktor Frankl der die Logotherapie entwickelte, zählt zu deren Kerngedanken insbesondere die Frage nach dem Sinn des Lebens. Diese Frage macht den Menschen erst zum Menschen. Bleibt sie unbeantwortet, kann es zu depressiven oder neurotischen Erkrankungen kommen. Deshalb gilt es, den Sinn immer wieder neu zu finden: im Tun, im Erleben und in der Einstellung auch schweren Schicksalen gegenüber. Es gibt da keinen generellen Lebenssinn an sich, sondern allein Offenheit, die die Voraussetzung für eine sinnvolle Lebensführung ist. Vor 3000 Jahre findet sich schon in der Bhagavadgita die Quintessenz dessen, was ein Mensch wissen muss, um mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden, um nicht zu zerbrechen, nämlich, die Verantwortung für alles, was ihm geschieht, zu übernehmen und täglich neu dankbar für dieses Leben zu sein. So kann dann der "Sinn des Lebens", ohne psychologischen, philosophischen, metaphysischen oder esoterischen Überbau, schlicht darin liegen, es zu leben - Jetzt.




  • [1] Varda Hasselmann, Frank Schmolke "Archetypen der Seele - die seelischen Grundmuster, eine Anleitung zur Erkundung der Matrix"; 1993; München; 10. Aufl. 2005 Arkana
  • [2] Arno Gruen: "Der Wahnsinn der Normalität - Realismus als Krankheit: eine Theorie der menschlichen Destruktivität"; München, 9. Aufl., 1999




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