Selbsterkenntnis und Eigensinn


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4.9 Gedankenfehler auflösen

4 Wissen und Wahrheit?


Ein Mensch in der Natur ist von vielen Gefahren umgeben: Verhungern, Verdursten, Erfrieren, Blitzschlag, giftige Pflanze, Giftschlangen, große Raubtiere, Steinschlag und Wetterumschwünge bedrohen ihn existentiell mit dem Tod - ein hungriger Löwe bleibt hungrig, egal, was ich über ihn denke. Wir, in einer Hochzivilisation, bewegen uns in der virtuellen Sicherheit von virtuellen Regelwerken, z.B. Rechtsvorschriften und Bedienungsanleitungen, deren Beachtung wir bewußtlos auch von allen anderen Menschen voraussetzen - "weil nicht sein kann, was nicht sein darf". Und so meinen wir, Unfälle 'passieren'.

Wir Menschen haben Zivilisationen aufgebaut, die fast ausschließlich aus Virtualitäten (erdachten Konzepten) bestehen. In der Natur spielen Virtualitäten keine große Rolle, aber in der Zivilisation birgt eine Verwechslung zwischen Realität und Virtualität große Gefahren in sich. Die Gefahr besteht darin, daß Gedachtes, Geglaubtes oder Gemeintes für echt angesehen wird und somit reales Leid verursachen kann.

Wenn das virtuelle Selbst vermeintlich bedroht ist, dann läßt das präsentative System es so aussehen, als ob dieses "Ich" in realer Gefahr wäre. Das so getäuschte reaktive System reagiert dementsprechend und versetzt den Körper in Alarmzustand (indem es die passenden Hormone ausschüttet). Aber wie kann ein virtuelles Wesen wie mein Selbst in realer Gefahr sein? Die Gefahr ist eingebildet und somit virtuell. Unser System reagiert aber auf virtuelle Gefahren wie auf reale Gefahren.

Das Problem liegt in der Unzulänglichkeit des präsentativen Systems. Dieses System kreiert seine Erscheinungen ohne ausreichend zwischen Phantasie und Wirklichkeit bzw. Wahnheit und Wahrheit unterscheiden zu können - es kann nur
eine komplexe Ansicht liefern. Das reaktive System kann demzufolge auch nicht differenziert reagieren. Psychische Verletzungen können also echt weh tun oder krank machen, weil dadurch physische Reaktionen ausgelöst werden.

Anstatt daß die Psyche nun die falschen Realitäten als Virtualitäten erkennt, versucht sie mit der Auswirkung der Reaktionen fertig zu werden. Das entspricht jedoch nur einer kurzsichtigen Symptombehandlung. Die von der vermeintlichen "Realität" ausgelösten psychischen Schmerzen und Spannungen müssen jetzt gelindert, umgeleitet oder sonst irgendwie unschädlich gemacht werden. Das geht oft nur mit komplizierten Selbsttäuschungsmanövern und Verdrängungsmechanismen: Das ist aber dann der reine Wahnsinn.

Nur auf Grund der Präsentation veranlaßt unser reaktives System Hormonauschüttungen und damit physiologische Reaktionen. Anschließend werden diese Reaktionen dann oft als Beweis für die Echtheit der Präsentation empfunden, was den Glauben an dessen Realitätsgehalt festigt. Auf diese Weise entsteht eine Art Gedankenschleife im Bewußtsein, die die Existenz des 'Virus' aufrechterhält und ihn sogar wachsen läßt. D.h. der Virus ernährt sich von unserem Bewußtsein. Ich nenne das "den Virus mästen".

Es wäre sinnvoll, wenn wir ein virtuelles Immunsystem kreieren könnten. Gedanken können auch rückwirkend unser Denken beeinflussen. Ein neuer Gedanke ist eine neue, virtuelle Gegebenheit in unserem Bewußtsein. So gesehen gleicht es einem virtuellen Schöpfungsakt, wenn wir ein neues intellektuelles Konzept erfinden. Der virtuelle Virus ist ein gedanklicher Virus. Wir bräuchten deshalb ein gedankliches Immunsystem.

Es würde also ausreichen, das virtuelle Immunsystem gedanklich zu schaffen. Das klingt fantastisch und so ist es auch. Virtuelle Dinge werden nämlich tatsächlich dadurch erzeugt, indem man sie denkt! Ich nenne diesen gedanklichen Schöpfungsakt "virtualisieren". Also, warum sollten wir uns kein virtuelles Immunsystem virtualisieren? Das ist sogar ziemlich einfach, denn in der Realität muß ja nichts getan werden, es ist nur eine Idee, aber mehr braucht es auch nicht. Sie brauchen für diese Idee nichts zu bezahlen und es gibt auch sonst nichts zu kaufen; Sie haben schon alles was Sie brauchen.

Der virtuelle Anti-Virus ist das Wichtigste am virtuellen Immunsystem. Der Anti-Virus ist ein Gedanke, der Gedankenfehler aufdeckt. In den Kapiteln 7 "Wo und was ist Ich?" und 8 "Wer antwortet?", insbesondere in 8.3 "Untersuchen von Gedanken" habe ich eine besonders einfache der vielen möglichen Techniken an praktischen Beispielen dargestellt. Und eigentlich handelt dieser ganze Text davon, wie ich mir über meine Wahrheiten und Wahnheiten klar zu werden versuche.

Wahr- und Wahnnehmung werden zusammengenommen in einer Gestalt, die sich aus dem Hintergrund von Leben heraushebt. Dabei wird der Hintergrund unsichtbar. Mit Änderung der Ausrichtung von Aufmerksamkeit wandelt sich
ein Teil des Hintergrunds zur neuen einen Gestalt im Folgen auf den Strahl der Aufmerksamkeit. So kann mit der Richtung der Achtsamkeit dann letztlich auch die Relativität von Wahnnehmungen deutlich werden und auch so die Wirkung von Gedankenfehlern aufgehoben werden, mit stetigem Üben stetig leichter.

Die Wirkung des Anti-Virus besteht in seiner Fähigkeit, virtuelle Viren zu erkennen. Die Auswirkung dieser Erkenntnis ist, daß vermeintliche Wahrheiten und sogenannte Realitäten jetzt korrekterweise als Wahnheiten bzw. Virtualitäten erkannt werden. Das Ergebnis dieser Erkenntnis ist, daß die virtuellen Viren ihre falsche "Realität" verlieren. Sie verlieren damit aber auch ihren Einfluß auf das reaktive System.

Da das virtuelle System lernfähig ist, verändert diese Erkenntnis das virtuelle System durch Rückwirkung auf sich selbst, wobei es eine wichtige Mutation in einer sehr tiefen Schicht unseres Bewußtseins vollzieht. Die virtuellen Viren sind dann tot! Das System kann sich jetzt selbst wieder normalisieren. Das Hormonsystem beruhigt sich und das Immunsystem stabilisiert sich. Für die geistige und körperliche Gesundheit wäre es also gut, das Bewußtsein von virtuellen Viren zu befreien.

Die heilende Wirkung des Anti-Virus fängt zwar sofort an, aber es braucht wohl noch einige Zeit, um das Bewußtsein vollständig von Viren zu reinigen. Dann werden Sie aber langsam bemerken, wie die psychologisch verstehbaren Spannungen nachlassen, die psychisch bedingten körperlichen Krankheiten sich auflösen und die natürliche Intelligenz der Psyche sich allmählich wiederherstellt.

Nur, Obacht, dies soll kein neuer Wettbewerb werden "Viren killen". Das würde auf das Mästen eines neuen Virus hinauslaufen. Es ist nur mein liebevolles Spiel mit meiner Wahrheit. Und dazu, wie Organisatoren in ihrer Gebrauchpsychologie zu umschreiben pflegen, beachte ich die

"Sechs Schritte zur Kommunikation im Lernprozeß":
Gesagt - bedeutet noch nicht gehört
gehört - bedeutet noch nicht verstanden
verstanden - bedeutet noch nicht einverstanden
einverstanden - bedeutet noch nicht gelernt
gelernt - bedeutet noch nicht behalten
behalten - bedeutet noch nicht angewendet

Das ist wie das Schälen von Zwiebeln: sechs Schalen, und jede erfordert jedesmal von neuem das ganze Programm von Motivation und Achtsamkeit. Auch bei mir für mich! Wievieles habe ich schon gehört, mit vielem bin ich einverstanden, vieles ist mir bewusst, aber was davon wende ich an in meinem Leben?


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